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Ob Mann oder Frau, was spielt das für eine Rolle?

Christian Fergin ist einer von wenigen Männern, die sich zu einer Ausbildung zum Zahnmedi­zinischen Fachangestellten entschieden haben. Seine berufliche Kariere hat ihn jedoch von der Zahnarztpraxis, über mehrere Fortbildungen bis in die Selbstständigkeit als Unternehmer geführt. Im Interview erzählt er uns, wie es dazu kam und was er auf seinem Weg als ZFA in der Praxis erlebt hat.

Fangen wir mal ganz von vorne an. Du bist ­gelernter ZFA, wie bist du dazu gekommen?
Christian Fergin: Der Weg zur Zahnmedizin war reiner Zufall! Eigentlich wollte ich Rechtsanwaltsfachangestellter werden. Ich habe mich bundesweit beworben und bin jedoch immer in der Endauswahl gegen die weiblichen Mitbewerberinnen ausgeschieden. Danach schaute ich mich in meinem Wohnort nach freien Ausbildungsstellen um und entdeckte dabei die Anzeige meines damaligen Ausbilders – für ihn ein Highlight in seiner langjährigen Berufserfahrung.

Ein Highlight? Er hatte bisher also noch keinen männlichen ZFA im Team?
Christian Fergin: Nein, ich war der erste und für alle der absolute Exot! Anfangs hatte mein Chef ein paar Anlaufschwierigkeiten. Er hatte zum damaligen Zeitpunkt immerhin mehr als 20 Jahre Berufserfahrung, allerdings noch nie eine männliche Assistenz. Nach kurzer Eingewöhnung war es aber für ihn gar kein Problem, sondern eher eine Bereicherung. Ich konnte nämlich nicht nur assistieren und abrechnen, sondern mich auch um technische Probleme kümmern. Außerdem musste er keine Sorge haben, dass ich wegen einer Schwangerschaft irgendwann ausfallen könnte.

Das stimmt, haben dich deine Kolleginnen deswegen anders behandelt?
Christian Fergin: Eigentlich nicht. Meine Kolleginnen haben mich damals sehr schnell ins Herz geschlossen und sich während der Ausbildung super um mich gekümmert. Ich bin ihnen noch heute sehr dankbar dafür und muss sagen, dass ich sie sehr vermisse! Nach den ersten Wochen wurde so aus meinem Interesse für den Beruf, direkt eine Leidenschaft und heute kann ich mir ein Leben ohne Zähne und Zahnmedizin gar nicht mehr vorstellen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass ich meine Ausbildung mit Bestnote und Auszeichnung beendete.

Da warst du ja ziemlich engagiert! Hast du dich also so schnell weitergebildet, um deine Fähigkeiten noch weiter auszubauen oder unter Beweis zu stellen?
Christian Fergin: Jein. Fortbildungen sind definitiv wichtig und unerlässlich, um Wissen weiter auszubauen und zu vertiefen. Ich musste mir schnell Abrechnungswissen aneignen, denn aufgrund von  Schwangerschaften musste ich plötzlich von einem auf den anderen Tag alleine am Behandlungsstuhl stehen – und das gerade mal nach drei Monaten Ausbildungszeit. Die DAISY war mir hier stets ein treuer Begleiter und hat mir viel Wissen vermittelt. Daher bin ich heute stolz darauf, mein Know-how als Trainer aktiv für dieses und andere Unternehmen weitergeben zu können. Die Aufstiegsfortbildungen zum ZMV und QMB waren für mich zusätzlich wichtige Bausteine, um mich im Berufsleben auch weiter zu qualifizieren. Wobei ich sagen muss, dass ich die ZMV nur noch wegen des Titels gemacht habe. Aufgrund meiner Tätigkeit hatte ich nämlich bereits das Wissen, das in dieser Ausbildung vermittelt wird.

Und das ganze Wissen konntest du dann in deiner Praxis einsetzen?
Christian Fergin: Ganz genau! Bevor ich mich selbstständig machte, habe ich in zwei unterschiedlichen Zahnarztpraxen gearbeitet. Meine Ausbildungspraxis habe ich nach Ausbildungsende verlassen, aber nur, weil ich bis zehn Tage vor meiner Abschlussprüfung noch keinen Arbeitsvertrag in der Hand hielt. Obwohl ich wusste, dass man mich weiter beschäftigen wollte, bin ich gegangen und wollte mit meinem Weggang aufzeigen, wie wichtige eine gute Organisation ist. Anschließend war ich in einer sehr renommierten Zahnarztpraxis am Berliner Kurfürstendamm tätig - eine spannende und tolle Zeit! Hier wollte ich aus der Assistenz in die Verwaltung wechseln, was jedoch nur über den Umweg der Rezeption möglich gewesen wäre. Das wollte ich nicht. So kam es mir ganz gelegen, als mein vorheriger Chef mich eines Tages fragte, ob ich nicht wieder zurückkommen würde. Die Antwort war schnell klar, aber nur mit der Bedingung, dass ich das Praxismanagement übernehmen darf!

Gab es bei deiner Rückkehr männliche Unterstützung oder warst du immer noch der einzige Mann im Frauenteam?
Christian Fergin: In meiner Berliner Praxis hatte ich männliche Kollegen, in dieser aber nicht. Ich schätze es mit meinen Kolleginnen zusammenzuarbeiten und ob Mann oder Frau, was spielt das heute noch für eine Rolle? Das Team und ich fanden es immer toll, dass wir gemischt waren, wenn auch zugegebenermaßen bei einem ungleichen Verhältnis. Wir waren wie eine Familie und es gab keinen „Zickenkrieg“ und wenn doch, dann hat der Hahn im Korb auch mal „gekräht“ (lacht)! Als einziger Mann im Team kann es auch mal lustig werden, z.B. wenn man von den Patienten für den neuen Zahnarzt gehalten wird. Das Witzigste was mir in meiner Zeit jedoch passiert ist, war während der Freisprechung zum ZFA. Der Vortragende hatte seine Rede wohl im Vorfeld nur überflogen und dabei nicht bemerkt, dass ich als Mann dabei bin und sprach somit immer von „Meine Damen …“. Als er dann die besten Auszubildenden ehrte, bemerkte er den Fehler. Ich nehme das gelassen und fühle mich auch einfach in der weiblichen Anrede angesprochen!

Das macht es auf jeden Fall einfacher (lacht)! Was sicherlich nicht so leicht war, war der Schritt in die Selbstständigkeit. Wie ist es dazu gekommen?
Christian Fergin: Ich habe mir eine umfassende Expertise im Rahmen meiner Praxismanager-Tätigkeit angeeignet und festgestellt, dass der Bedarf in den einzelnen Praxen groß ist. Daher wollte ich anderen Praxen mein Know-how zur Verfügung stellen und ebenfalls als Referent tätig sein. Hierfür musste ich meine Praxis dann aber irgendwann verlassen. Heute habe ich mittlerweile ein zehnköpfiges Team, was mich bei meiner täglichen Arbeit, der externen Abrechnung und Verwaltung von Zahnarztpraxen, Klinken und Dentallaboren unterstützt. Ebenfalls bin ich regelmäßig bei Praxen oder Laboren vor Ort und führe Checks durch, um Umsatzverluste aufzudecken und leistungsgerechte Honorierungen zu bewirken. Mein Anspruch ist dabei immer: „Was gemacht wurde, wird auch abgerechnet!“ Natürlich stets unter Beachtung sämtlicher Abrechnungsbestimmungen und Richtlinien.