Das Gros der Ärzteschaft ist gegen eine „zwangsverordnete“ Anbindung aller Praxen an die Telematikinfrastruktur. Das ist historisch gewachsen. Und zum Teil ist es sogar zu verstehen: Mit dem Abgleich der Versichertenstammdaten kommt wieder ein zusätzlicher Verwaltungsakt in die Praxen, der früher von den Kostenträgern erbracht wurde. Außerdem kostet die TI Geld, der Anschluss bringe den Praxisalltag durcheinander. Und bei neuer Technik weiß man ja nie so genau, wie die sich mit der alten verträgt. Generell ist Neues ja auch nicht jedermanns Sache. Und überhaupt ist Ulla Schmidt an allem schuld. So sieht das jedenfalls Joachim Hoffmann, Landesvorsitzender des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ) in Westfalen-Lippe. Er gibt Ulla Schmidt die Verantwortung für das stetige Wachstum von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in der Zahnheilkunde in einer vollkommen falsch ausgerichteten Gesundheitspolitik. Begonnen habe dieser Irrweg bereits unter der Verantwortung der ehemaligen SPD-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Die damalige Ministerin habe nach Meinung des FVDZ eine Ideologie verfolgt, die die Freiberuflichkeit der Ärzteschaft abschaffen und durch Versorgungszentren ersetzen wollte, die nach dem Modell der Polikliniken in der ehemaligen DDR organisiert werden. Ärzte sollten nicht mehr den Sprung in die Selbstständigkeit wagen, sondern sich in ein Angestelltenverhältnis begeben. Hoffmann titulierte Ulla Schmidt dann auch gleich als „Totengräberin der wohnortnahen Versorgung“.
Und wenn es nicht Ulla Schmidt ist, dann sind Google und die Digitalisierung an allem schuld. Das weiß zumindest der Medi-Verbund. Der fragte mal in den Wald hinein: Wer hat denn da ein TI-Problem? Und so schallte es völlig unerwartet aus dem Wald zurück: ein, zwei, drei, ganz viele. 61. 000 Praxen wurden befragt. 1.259 Praxen haben geantwortet. 399 davon hatten gar keinen Konnektor. (Was die wohl geantwortet haben?) Feine Tortendiagramme sollten dann die handwerklich statistisch völlig unhaltbare Befragung aufwerten und die Skandalträchtigkeit belegen. Medi-Chef Dr. Werner Baumgärtner spricht dann auch von einem „Skandal, dass unter diesen Voraussetzungen die Praxen unter gesetzlicher Strafandrohung gezwungen werden, den TI-Konnektor zu installieren“. Fragen, wie „Gibt es weitere Probleme?“, hatten immerhin 61 Prozent der 860 Praxen mit „Ja“ beantwortet. Auf die insgesamt 61.000 Praxen, die befragt wurden, hochgerechnet, entspricht das allerdings nicht einmal einem Prozent. „Alarmierende Ergebnisse“ sehen anders aus.
Es wundert wenig, dass der bisherige TI-Monopolist, die Compugroup Medical (CGM), anstelle einer Befragungssimulation eine echte Kundenbefragung durchführte. Hier gaben 75 Prozent der Befragten an, dass es bei der Installation zu keinen nennenswerten Störungen im Praxisbetrieb gekommen sei.
Die Frage „Läuft im Wesentlichen das Tagesgeschäft bei Ihnen in der Praxis?“ beantworteten von 1.678 sogar 79 Prozent mit „Ja“. Das heißt zwar, dass es immerhin bei etwa jeder fünften Praxis zu Problemen kommt, aber Chaos sieht anders aus. Das Gros der Probleme ergibt sich nach dieser Befragung auch nicht aufgrund der neuen Technik, sondern resultiert aus der Verwendung der ungültigen G1-Gesundheitskarte, die von den TI-Konnektoren nicht eingelesen werden kann. Mehr als 80 Prozent der Praxen erleben das mehrmals täglich oder zumindest wöchentlich. Das verursachen Patienten, die nicht mit ihrer neuesten Gesundheitskarte in die Praxis kommen, sondern mit dieser alten.
Diese Gesundheitskarte hatte seinerzeit wer eingeführt? Klar, Ulla Schmidt ...