Läuft etwas schief im Staate D.? Während in den USA selbst Studenten der Zahnmedizin gegen COVID-19 impfen dürfen und sollen, gibt es hierzulande 446 Impfzentren. Und von den rund 13 Millionen Impfdosen, die Deutschland bislang erhalten hat, sind erst 75 Prozent verimpft.
Vom langen Weg ins Wartezimmer
Seit dem 10. März 2021 gilt bei uns die aktualisierte Version der Coronavirus-Impfverordnung. Hier wird in Paragraf 6 die „Leistungserbringung“ geregelt: „Leistungen werden erbracht 1. durch Impfzentren und durch mobile Impfteams, die einem bestimmten Impfzentrum angegliedert sind, 2. durch beauftragte Arztpraxen, die als an einem bestimmten Impfzentrum angegliedert gelten, und 3. durch beauftragte Fachärzte für Arbeitsmedizin und Ärzte mit der Zusatzbezeichnung „Betriebsmedizin“ (Betriebsärzte), die als an einem bestimmten Impfzentrum angegliedert gelten.“
Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) beschreibt dann das weitere konkrete Vorgehen: „Die Nationale Impfstrategie von Bund und Ländern sieht in der zweiten Phase der Impfkampagne eine dezentrale Verimpfung vor, die niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie die Betriebsärzteschaft verstärkt einbezieht.“ Die ausgeweitete Impfkampagne auch in den Arztpraxen soll demnach spätestens ab dem 19. April 2021 starten. Die Bundesländer haben allerdings eine „Opt-out“-Option.
Das hatte die Standesvertretung der Kassenärzte lautstark auf den Plan gebracht. „Wir müssen schnell und konsequent impfen. Das geht nur mit den Praxen der niedergelassenen Hausärzte und Fachärzte – je eher, je besser“, kommentierte Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV. Dr. Stephan Hofmeister, sein Stellvertreter, setzt noch einen drauf: „Den Impfturbo können wir so noch nicht auf Straße bringen.“
Mitten ins Dilemma, wer wann wo wen impft, kam die Nebenwirkungsdebatte um das AstraZeneca-Vakzin, das in Deutschland ab 15. März vorsorglich ausgesetzt worden war und erst vier Tage später von der europäischen Zulassungsbehörde EMA formal wieder „rehabilitiert“ werden konnte. Verantwortungsvoll gehandelt, politisch ein PR-Desaster.
Es bleibt die Frage, warum nicht zumindest die Hausärzte schon in die Impfkampagne eingebunden sind? Viele Ältere der Prio-Gruppe 1 trauen sich nicht in die Impfzentren oder kommen nicht ohne weiteres dahin, sie würden sicherlich gerne von ihrem Hausarzt in gewohnter Praxisumgebung oder beim Hausbesuch geimpft werden. Aber – ist gerade nicht. Bis zum 19. April müssen wir nun warten, bis vielleicht über die Hausärzte etwas mehr Fahrt in die Impfkampagne kommt. Und was sagen unsere Gesundheitsminister der Länder dazu: „Der Übergang soll in den nächsten Wochen eingeleitet werden.“ Opt-out, hätte, könnte, wollte, sollte – ein Schwamm zeigt mehr Entschlossenheit.
Und ob die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gewohnt vollmundig angekündigten bis zu „70.000 Praxen“ an der Impfkampagne teilnehmen werden, sei auch dahingestellt. 20 Euro pro Impfung inklusive ärztlicher Überzeugungsarbeit, die Akzeptanz des AstraZeneca-Vakzins wieder herzustellen, das verlangt dem ärztlichen Ethos einiges ab.
Über die Impfzentren soll die Einhaltung der Impfpriorisierung kontrolliert werden. Die Impfpriorität ist wichtig, aber auch hier können wir den Ärztinnen und Ärzte vetrauen. Sie kennen ihre Patienten.
700.000 Impfungen pro Tag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel ab 1. April versprochen. Das ist sogar derzeit rechnerisch mit den gelieferten Impfdosen möglich. Aber immer noch zu wenig. Derzeit erreichen wir nur gut 200.000 Impfungen am Tag.
Wie zufrieden die Bevölkerung mit dem Corona-Krisenmanagement derzeit ist, zeigt der Twitter-Hashtag #WirWollenKarl. Er ist unaufgeregt, kompetent, konsequent. Einfach mal mehr Lauterbach wagen.