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„Ich kann nicht die Welt retten, aber ein bisschen was verbessern!“

Für Martina war damals nach der Schule direkt klar, dass sie etwas mit Menschen und Medizin machen möchte. Gesagt, getan. Sie machte eine Ausbildung zur ZFA und entschied sich dazu, die ZMP-Ausbildung gleich hintendran zu hängen. Währenddessen schmiedete sie den nächsten Plan, sodass sie direkt im Anschluss die DH-Ausbildung machte.

„Ich kann nicht nichts tun!“ - Martina hat mit ihren jungen 30 Jahren schon unglaublich viel auf die Beine gestellt und es geht noch weiter. Heute ist sie als Dentalhygienikerin tätig, als freiberufliche Referentin selbstständig, in den sozialen Medien unterwegs und plant bereits ihr nächstes Projekt. Wie sie das alles unter einen Hut bekommt, erzählt sie uns jetzt im Interview.

Wie ist es dazu gekommen, dass du nebenbei auch noch als freiberufliche Referentin arbeitest?

Martina: Bei mir ist es immer so: Ich fange etwas an und dann überlege ich mir währenddessen schon, was ich danach machen könnte. Ich kann nicht nichts tun, ich muss immer irgendwas machen. Das klingt jetzt vielleicht doof, aber ich arbeite echt gerne, vor allem in diesem Beruf. Andere sagen dann immer, dass ich verrückt und ein Workaholic sei, weil ich mich ziemlich oft auch nach der Arbeit direkt an meine Vorträge setze. Aber ich mache das einfach gerne. Und nach der DH habe ich dann damals überlegt, was ich weiter machen könnte und was wir in unserer Gesellschaft noch unbedingt brauchen.

Ich stellte fest, dass es in der Praxis so viele pflegebedürftige Menschen gibt, die durchweg eine schlechte Zahnpflege haben und das Pflegepersonal dringend Unterstützung benötigt. In meinem Umkreis wurden solche Kurse nicht angeboten und so kam es, dass ich mich erstmal auf den Bereich „Pflege“ spezialisiert habe.

Und wie läuft so ein Kurs dann genau ab?

Martina: Ich besuche die Pflegeheime und schule dort das Personal in der richtigen Mundhygiene. Das sind meistens kleinere Gruppen mit Altenpflegehelfern, bestehend aus examinierten Kräften oder mittlerweile auch Quereinsteigern. Das Personal wird mit meinen PowerPoint-Präsentationen und meinem kleinen Koffer quasi auf Vordermann gebracht. Ich zeige ihnen zum Beispiel, welche Produkte es gibt, welche Materialien sich eignen oder welche Krankheiten eine schlechte Mundhygiene hervorrufen können. All das üben wir dann gemeinsam an Modellen.

Das Thema Zahnpflege wird in den Pflegeschulen leider nicht so intensiv behandelt, weil dafür oft einfach die Zeit fehlt. Hinzukommt, dass viele Senioren oft ziemlich mürrisch und dickköpfig sein können. Und wenn die dann keine Lust auf Zahnpflege haben, dann ist das so und man macht es letztendlich auch nicht.

Besuchst du ausschließlich Pflegeheime?

Martina: Bisher sind es erstmal hauptsächlich Pflege- und Altenheime. Leider ist es gar nicht so leicht in die Pflegeheime reinzukommen und dort eine Verbindung herzustellen. Mittlerweile läuft es zum Glück ganz gut. Aber wenn mich jetzt ein Heim buchen sollte, in dem auch behinderte Menschen sind, dann ist das natürlich kein Problem.

Vor kurzem wurde ich von der Volkshochschule gebucht, um den Kurs auch für Angehörige zur Verfügung zu stellen. Viele ältere Menschen werden noch oft von Familienmitgliedern zu Hause gepflegt und für die ist das ideal. In der Praxis sehe ich täglich so viele Patienten und ich denke mir oft: „Wenn ich das wäre, im Pflegeheim sitze und mir niemand die Zähne putzt…“. Irgendwann tut es dann weh, es fängt an zu riechen und man verliert am Ende soziale Kontakte zu seinen Mitbewohnern. Das muss schon echt ziemlich hart sein.

Deswegen: Ich kann vielleicht nicht die Welt retten, aber wenn ich in der Pflege ein bisschen was verbessern kann, dann mache ich das sehr gerne.

Machst du deine Jobs beide gerne oder einen lieber als den anderen?

Martina: Ich finde beides spannend und ich mache beides sehr gerne. Zudem reizen mich viele Themen auch außerhalb der Praxis und diese Abwechslung zwischendurch ist super. Man kommt einfach mal raus und es ist eine tolle Ergänzung zum Praxisalltag. Der Punkt ist, dass beide Jobs immer noch im Bereich in der Zahnmedizin sind und so wird es auch bleiben.

Was begeistert dich an deinem Job am meisten?

Martina: An dem Beruf der DH finde ich es generell einfach toll, dass man zu vielen Patienten ein persönliches Verhältnis aufbaut. Man unterhält sich viel mit den Patienten und erfährt viel voneinander, das heißt, ich weiß viel von ihnen, aber andersrum wissen sie auch viel von mir. Und wenn diese Patienten in die Praxis kommen, dann freue ich mich jedes Mal, sie wiederzusehen.

Aber es ist nicht nur das. Wenn die Patienten all das, was ich ihnen während der Untersuchung erkläre und ans Herz lege, zuhause ordnungsgemäß und man einfach sieht, dass die Mundhygiene besser wird – das ist eigentlich das Schöne. Die Patienten kommen mit Beschwerden in die Praxis, wir verbessern einfach mal die häusliche Pflege und geben ihnen die richtigen Produkte mit an die Hand. Auf einmal ist beim nächsten Besuch alles gut und das gibt einem unglaublich viel.

Wie bekommst du das alles unter einen Hut?

Martina: Am Anfang war es schon sehr stressig und anstrengend, weil ich damals am Wochenende meinen Kurs für die Pflegekräfte erstellt und aufgebaut habe. Aber die Präsentation steht ja jetzt und das macht schon einiges leichter. Jetzt muss ich nur noch ab und zu mal drüber schauen und meine Folien aktualisieren, wenn es neue Erkenntnisse gibt.

Ansonsten arbeite ich 40 Stunden pro Woche in der Praxis. Bei uns ist es so, dass jeder einen freien Nachmittag in der Woche hat und den nutze ich dann oft für meine Vorträge in den Pflegeheimen. Alternativ lege ich mir diese Termine in meinem Praxisurlaub. So ein Vortrag dauert in der Regel dann drei bis vier Stunden. Bisher sind es noch nicht unglaublich viele, da das Projekt jetzt erst anläuft. Mal schauen wie es in diesem Jahr noch weitergeht. Schön wäre es natürlich, mehrere Vorträge pro Monat zu haben.

Kannst du dir vorstellen, irgendwann gar nicht mehr in der Praxis zu arbeiten und dich komplett selbstständig zu machen?

Martina: Nein, also das kann ich mir gar nicht vorstellen. Wenn überhaupt, dann vielleicht 50:50. Ich denke, dass mir als Referentin einfach der Bezug zur Praxis fehlen würde, wenn ich meinen Job dort aufgebe. Meiner Meinung nach ist, es immer sehr schwierig über etwas zu referieren, wenn man gar nicht mehr so richtig in dem Bereich arbeitet. Deswegen kann ich mir aktuell nicht vorstellen, nicht mehr als DH zu arbeiten.

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