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„Jetzt mach’ ich mich selbstständig!“

Die Mitarbeiter von MeDi-Zahn: „Wir sind ein Superteam, das über die Zeit gewachsen ist und auf das ich sehr stolz bin“, so Melanie Diwisch.

Die Mitarbeiter von MeDi-Zahn: „Wir sind ein Superteam, das über die Zeit gewachsen ist und auf das ich sehr stolz bin“, so Melanie Diwisch.

Der Beruf der ZFA ist vielseitig  und bietet nach der Ausbildung jede Menge Möglichkeiten – ein oft zitiertes Argument, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Melanie Diwisch ist hierfür ein Paradebeispiel: Die gelernte Zahnarzthelferin und ihre 15 Mitarbeiterinnen springen dort ein, wo gerade Abrechnungsnot oder Fortbildungsbedarf besteht, und sie begleiten Praxen bei der Digitalisierung.

Schon während ihrer Ausbildung konnte Melanie Diwisch in alle Bereiche der Zahnarztpraxis hineinschnuppern. Hier entdeckte sie bereits ihr besonderes Interesse für die Chirurgie, in die sie dann auch nach ihrer Ausbildung wechselte. Allerdings war sie in dieser Praxis öfter an der Rezeption als in der Assistenz: „Ich war immer Plan B, wenn eine Kollegin schwanger wurde“, lacht Diwisch. Es folgten eine MKG-Praxis im Ruhrgebiet, wo sie direkt die komplette Abrechnung übernahm, und zehn Jahre später eine oralchirurgische Praxis im Bergischen Land. Als sich diese Praxis durch die Trennung der Inhaber auflöste, beschloss sie: „Jetzt mach‘ ich mich selbstständig!“

Gesagt, getan – ihre Fortbildung zur Qualitätsmanagement-Beauftragten (QMB) hatte sie zu diesem Zeitpunkt bereits in der Tasche, zusätzlich bildete sie sich zur Praxismanagerin fort und legte los: Abrechnung und QM waren jetzt ihr Metier, und diese Tätigkeiten konnte sie mit ihrer neu gegründeten Firma MeDi-Zahn Praxismanagement den verschiedenen Zahnarztpraxen und  MKG-Chirurgen anbieten.

Netzwerken

„Ich war schon immer eine absolute Netzwerkerin und habe mich mit allen gut verstanden. Das war ein entscheidender Vorteil, denn als ich mich 2009 selbstständig machte, kamen einige meiner Kunden bereits auf Empfehlung.“ Die erste Zeit war natürlich von viel Arbeit geprägt, die ihr aber dennoch viel Freude bereitete – und schon nach einem halben Jahr war MeDi-Zahn ein Selbstläufer. Zu diesem Zeitpunkt ergab sich mit dem Angebot der Implantatfirma Neoss, als Referentin für das Unternehmen tätig zu werden, ein zweites Standbein. Mittlerweile gehören Fortbildungen zum festen Repertoire von MeDi-Zahn.

War sie in den ersten Jahren als Einzelkämpferin unterwegs, so konnte sie 2015 ihre erste Mitarbeiterin einstellen, die sie heute noch beschäftigt. Und so geht es all ihren mittlerweile 15 Mitarbeiterinnen (davon zwölf Vollzeit- beziehungsweise 30-Stunden-Kräfte), zu denen auch einige Referentinnen zählen – wer einmal bei MeDi-Zahn angefangen hat, der bleibt. „Wir sind ein Superteam, das über die Zeit gewachsen ist und auf das ich sehr stolz bin“, freut sich Diwisch.

Selbstbestimmung

Mit ihrem Team deckt sie das komplette Spektrum der allgemeinen Zahnheilkunde, Oralchirurgie, aber auch der MKG-Chirurgie und der Kieferorthopädie ab. Ihr Portfolio wird durch ständige Schulungen immer auf dem aktuellen Stand gehalten.

Mit ihren Mitarbeiterinnen ist sie – neben Neoss – auch für Straumann und Medentis Medical, für die Factoring-Unternehmen DZR , MCC und besonders intensiv mit BFS tätig und kooperiert mit dem Beratungsunternehmen Die Praxisentwickler, macht sich jedoch von keinem Unternehmen abhängig: „Selbstbestimmung ist mir sehr wichtig! Und ich arbeite gern mit Partnern zusammen, die die gleichen Werte vertreten wie ich. Sonst hätte ich mich ja nicht selbstständig zu machen brauchen“, betont die Unternehmerin.

Melanie Diwisch während eines Vortrags für Medentis Medical

Melanie Diwisch während eines Vortrags für Medentis Medical

Themenvielfalt

Aufgrund der steigenden Mitarbeiterzahl wurden neue Büroräume benötigt, so bezog MeDi-Zahn vor vier Jahren in Engelskirchen Räume der Wasserburg Haus Alsbach, die auch Platz für einen Seminarraum bietet. Diesem Umstand verdankt Diwisch es auch, dass im vorigen Jahr, als coronabedingt in den Hotels keine Seminarräume mehr gemietet werden konnten, ihre Workshops in eingeschränktem Kreis stattfinden konnten. Außerdem kamen noch Webinare zu den Themen allgemeine Abrechnung, KfO, MKG, Analogberechnung, MKG und MDR dazu. Diese Themenvielfalt kann aufgrund der verschiedenen Mitarbeiter geboten werden, die bundesweit tätig sind und sich durch permanente Fortbildung auf dem aktuellen Wissensstand halten.

Gefragt, welche Abrechnungsfragen die am häufigsten gestellten sind, antwortet Diwisch: „Wie lege ich Materialien in der PVS an? Was mache ich mit der Mehrwertsteuer? Wie kann ich Leistungen des Eigenlabors abrechnen? Aber auch Fragen rund um die Analogabrechnung beantworten wir regelmäßig.“

"Besserwisser"

Neben ihrer Referententätigkeit ist Diwisch allerdings ihrem ursprünglichen Plan treu geblieben; sie und ihre Kolleginnen investieren 90 Prozent der Arbeitszeit in die Abrechnung für Zahnarztpraxen – sowohl beim Kunden vor Ort als auch in Engelskirchen. Aber wie ist das Arbeiten in den Praxen? Wie werden die externen Abrechnungskräfte dort empfangen?

„Zum Teil sind wir durch unsere Präsenz in den Social-Media-Kanälen bei vielen Mitarbeitern bekannt, werden von diesen angesprochen und von deren Chefs um Unterstützung gebeten; unter diesen Umständen werden wir sehr herzlich empfangen. Anders sieht es aus, wenn uns die Chefs allein anfordern, ohne ihre Mitarbeiter darüber zu informieren – dann ist man natürlich erst einmal der ungeliebte ,Besserwisser‘. Darum bitte ich die Praxisinhaber immer, ihr Personal auf uns vorzubereiten.“

Neugründung und Digitalisierung

Ungünstig sei es auch, wenn sie erst gerufen werde, nachdem die ZMV bereits mehrere Wochen ausgefallen sei. Andererseits hat sie auch schon erlebt, dass sie tätig werden sollte, bevor eine neue Praxis eröffnet wird. „Das ist natürlich der Idealfall. Dann können wir alles entspannt vorbereiten: Wir können bei der Neugründung und Digitalisierung unterstützen, indem wir die Programme einrichten
und optimieren und die Kolleginnen vor Ort schulen, die Dokumentation optimieren etc.“

Das klingt kostspieliger, als es ist: Es ist für die Praxen erschwinglich und lohnt sich auch für kleine Praxen, denn durch die Digitalisierung und das „Loslassen“ der alten Strukturen (zum Beispiel Karteikarten, analoges Bestellbuch) wird der Praxisablauf effizienter und somit die externe Unterstützung wesentlich ökonomischer.

Die erfolgreichen Teilnehmerinnen des Seminars zur Hygienebeauftragten von Viola Milde in der Zahnarztpraxis in Engelskirchen.

Die erfolgreichen Teilnehmerinnen des Seminars zur Hygienebeauftragten von Viola Milde in der Zahnarztpraxis in Engelskirchen.

Verbesserungen

Gefragt, wo der Schuh am meisten drückt, antwortet Diwisch: „Seit vorigem Jahr erleben wir häufig, dass die Kollegin, die sich 40 Jahre um die Abrechnung gekümmert hat und deren System von keinem anderen durchschaut wird, in Rente geht. Im Idealfall rufen uns die Praxen ein halbes Jahr vorher an. Wenn wir Pech haben, geht diese Kraft eine Woche später - dann verlässt das gesamte Abrechnungs- und Orga-Wissen von jetzt auf gleich die Bühne.“

Für eine Praxis ist das natürlich der Super-GAU. Aber auch dann stehen Diwisch und das MeDi-Zahn-Team helfend zur Seite. „Die meisten Kopfschmerzen macht uns der Satz ,Das haben wir schon immer so gemacht.‘ Mit uns gibt es Veränderungen – im positiven Sinne, aber Veränderungen. Manchmal ist hier viel Geduld notwendig, bis in den Teams die eingefahrenen Wege verlassen werden. Die Verbesserungen zu erkennen und die Teams an einem Strang ziehen zu sehen, macht uns viel Freude."

Die Netzwerkerin und Firmeninhaberin hat noch mehr zu bieten: Neben Viola Milde und Michaele Prins ist sie der dritte Dental Angel (dentalangels.info). Das Trio gibt gemeinsame Fortbildungen zur Abrechnung (Diwisch), Hygiene/Praxisbegehung (Milde) sowie Praxismanagement/Teambuilding (Prins).