Laut Statistischem Bundesamt steht die Ausbildung zur/zum ZFA (ja, es gibt auch junge Männer, die diesen Beruf erlernen) noch immer weit oben bei den Ausbildungsberufen (bundesweit auf Platz 4 bei der Zahl der weiblichen Azubis, bei den Azubis mit ausländischen Wurzeln sogar auf Platz 1).
Trotz dieser Beliebtheit schlagen sich ausbildungswillige Zahnarztpraxen wie viele andere Unternehmen mit den gleichen Problemen herum: Die schulisch gut qualifizierten möglichen Kandidaten werden von vielen Unternehmen, auch Krankenkassen, intensiv umworben und mit attraktiven Arbeitsplätzen und Aufstiegsmöglichkeiten gelockt. Die deutlich größere Zahl der Bewerber, die mit mehr oder weniger großen Defiziten die Haupt- oder Realschule verlassen haben, fordert den Praxen in der Ausbildung einen zusätzlichen Einsatz ab, den viele nicht leisten können oder wollen. Viele Berufsschulen können diese Defizite längst nicht mehr auffangen, vielerorts wird auch die fachliche Qualität des Unterrichts kritisch gesehen.
„Die Praxen brauchen für die immer komplexer werdenden Aufgaben qualifiziertes Personal. Sie müssen aber auch in der Lage sein, dieses Personal adäquat zu bezahlen.“
Obwohl so viele, vor allem junge Frauen eine Ausbildung zur ZFA absolvieren, suchen gleichzeitig viele Praxen händeringend qualifizierte Fachkräfte. Denn viele kehren dem Beruf bald nach der Ausbildung den Rücken – weil es die falsche Wahl war, die Aufstiegschancen und Gehaltsperspektiven nicht attraktiv sind (immer noch erhalten viele ausgebildete ZFA laut Umfrage des Verbands der medizinischen Fachberufe nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn) oder weil sie die Ausbildung in der Praxis als fachlich und oft auch menschlich frustrierend erlebt haben.
Was tun? Inzwischen bieten einige Kammern zur Unterstützung für ausbildungswillige Praxen spezielle Seminare an. Auch werben Kammern und KZVen auf Ausbildungsmessen und mit eigenen Aktionen für eine Ausbildung in der Zahnarztpraxis. Die Kammervorstände haben auf ihrer Klausurtagung Beschlüsse für mehr Sicherheit in der Delegation und zu neuen möglichen Aufstiegsfortbildungen gefasst. Mit mehr Aufstiegsmöglichkeiten allein ist es aber nicht getan. Die entsprechenden Fortbildungen müssen auch zu den Anforderungen der modernen Arbeitswelt und der jungen Generation passen. Und es würde beiden Seiten – Arbeitnehmern wie Arbeitgebern – Sicherheit und Orientierung geben, wenn bestehende Tarifverträge oder Vereinbarungen möglichst breit von der Zahnärzteschaft mitgetragen würden.
Diese ungeliebte Gehaltsdiskussion lässt sich heute nicht mehr wegdrücken. „Es ist erstaunlich, dass sich bei den zum Teil gezahlten Niedriggehältern überhaupt noch junge Menschen für diesen Beruf entscheiden. Davon kann doch keiner wirklich leben, selbst auf dem Land – da ist zwar das Wohnen billiger, dafür brauchen Sie aber ein Auto, um überhaupt zur Arbeit zu kommen“, so der Kommentar aus einer Praxis zum Thema Fachkräftemangel.
Klar ist: Die Praxen brauchen für die immer komplexer werdenden zahnmedizinischen Aufgaben am Patienten und in der gesamten Praxisorganisation und Verwaltung (Stichwort Hygiene) qualifiziertes Personal. Sie müssen aber auch in der Lage sein, dieses Personal adäquat zu bezahlen. Wer wie die Gesundheitspolitik und die Kassen mehr Qualität in der Versorgung fordert und den Praxen immer neue Dokumentationspflichten etc. auflastet, für die qualifiziertes Personal benötigt wird, kann nicht erwarten, dass die Zahnärzte dies zum Nulltarif leisten.
Das zahnmedizinische Fachpersonal und Zahnärzte als Arbeitgeber brauchen gleichermaßen Sicherheit und Perspektiven – hier sind Kammern und KZVen gefordert, sie dabei zu unterstützen. Ganz praktisch, aber auch mit entsprechenden Forderungen an die Politik und die Kassen – von der Qualität des Berufsschulunterrichts bis zur adäquaten Vergütung der Leistungen.