Kürzlich verkündete Dr. Karl-Georg Pochhammer, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der KZBV, einen Verhandlungserfolg für die Vertragszahnärzteschaft. Die Konnektorpauschale wurde nicht, wie vom GKV-Spitzenverband gefordert, zum 1. Juli 2019 gekürzt, sondern gilt noch für gesamt 2019. Und der frohen TI-Botschaften mehr, Anfang August 2019 waren etwa 80 Prozent der Zahnarztpraxen bereits an die TI angeschlossen.
So schön die Theorie. Doch wie sieht die Wirklichkeit im Praxisalltag aus? Das wollte die rührige KZV Baden-Württemberg wissen und startete eine Umfrage unter ihren Vertragszahnärzten: „TI-Konnektor – Umfrage zu bisherigen Erfahrungen“. In Baden-Württemberg sind gut 83 Prozent der Praxen an die TI angeschlossen.
Bei 7 weiteren Prozent ist die Bestellung erfolgt, die Installation steht aber noch aus. 3.520 Zahnärztinnen und Zahnärzte hätten an der Online-Umfrage teilnehmen können, 830 haben es getan. Mit dieser Quote von knapp 25 Prozent zeigte sich die KZV BW sehr zufrieden. Mit den Ergebnissen wohl eher nicht. Das wird vermutlich noch durch den Umstand befördert, dass diejenigen mit negativer TI-Erfahrung höheren Gesprächsbedarf gehabt haben dürften als bei unproblematischer Nutzung.
Nun im Detail: Gut ein Viertel der Praxen hatte bereits Probleme bei der Installation. Die Gründe dafür waren vor allem technischer Art. Die Konnektoren wurden nicht erkannt, es gab Serverabstürze und Schwierigkeit beim Einlesen der Karten – auch der Service scheint Wünsche offen gelassen zu haben. „Dreiviertel der Umfrageteilnehmer hatten bei der Installation der TI keine Probleme. Bei einem Viertel kam es zu technischen Problemen, die nachträglichen Handlungsbedarf auslösten“, konstatiert Christoph Besters, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KZV BW.
Zudem verursacht das neue Versichertenstammdatenmanagement durch den Echtzeitdatenabgleich Verzögerungen im Praxisablauf. Bei knapp 7 Prozent sind es sogar 45 Sekunden und mehr. Das ist bei 30 Patienten schnell ein halbe Stunde Zeitverlust. „Der Echtzeit-Datenabgleich kostet wie befürchtet oft Zeit, bei mehr als der Hälfte der Umfrageteilnehmer verzögert sich dadurch der Praxisablauf. Hier muss gehandelt werden“, so Besters. Stellt sich die Frage, wie gehandelt werden muss? Liegt es an der Dateninfrastruktur? Schnelles Internet bis zur hintersten „Milchkanne“ beziehungsweise Landarztpraxis muss ein politisches Ziel sein und bleiben.
Bei knapp 45 Prozent der Zahnarztpraxen kommt es zu Systemabstürzen, 57 Prozent haben weitere technische Probleme. Konnektorabstürze, Neustarts, Systemfehler, Warten auf die Konnektor-Hotline, Schwierigkeiten beim Einlesen der G2-Karten, bei neuen Karten, Kompatibilitätsprobleme mit anderer Software und Probleme bei der Übertragung vom Mobilteil – die Liste der Probleme ist lang und spricht nicht für eine ausgereifte Technik.
Auch die Finanzierung der TI-Anbindung durch die KZV war bei mehr als 50 Prozent nicht kostendeckend. Zwar hielten sich die Angebote der herstellenden Unternehmen stets akkurat an die gesetzlichen Finanzierungsvorgaben, aber in vielen Zahnarztpraxen kam es zu Zusatzkosten, die nicht in der Erstattungspauschale berücksichtigt sind. Das sind beispielsweise sinnvolle Zusatzmodule der PVS-Hersteller, die sie sich verständlicherweise auch honorieren lassen. Dazu kommen Erneuerung der IT-Ausstattung im Rahmen der TI-Anbindung und die Betreuung durch IT-Firmen, die zur Unterdeckung führten.
Nachbesserungsbedarf gilt es, bei Politik und Wirtschaft anzumelden. Ansonsten heißt es bald: Anschluss verpasst.