Höher, schneller, weiter – lange kannte die IDS nur eine Entwicklung: Wachstum. Die „Weltleitmesse der Dentalbranche“ hatte 2019 mehr als 2.300 Aussteller, mehr als 160.000 Besucher aus 166 Ländern auf einer Ausstellungsfläche von 170.000 Quadratmetern. Das entspricht der sprichwörtlichen Fläche von 24 Fußballfeldern. So sollte es 2021 weitergehen. Doch dann kam Corona und drückte die Reset-Taste.
Weltleitmesse: Trotz Corona vom 22. bis 25. September 2021 in Köln
Zum ersten Mal öffnet 2021 die IDS ihre Tore im Herbst statt im Frühjahr. Lange hatten VDDI und Koelnmesse am traditionellen März-Termin festhalten wollen, trotz der frühzeitigen Absage vieler großer Unternehmen. Erst im Dezember 2020 war klar, dass der Zeitraum nicht zu halten war. Auch der dann anberaumte September-Termin konnte im Vorfeld nicht alle Unternehmen überzeugen. Viele verhielten sich weiterhin zurückhaltend.
Als IDS-Alternative schossen digitale Messeformate wie Pilze aus dem Boden, aber ein echter Ersatz war das nicht – bei weitem nicht.
Jetzt startet die IDS 2021 am 22. September mit rund 830 Ausstellern aus 56 Ländern auf luftigen 30.000 Quadratmetern und mit einem eigenen digitalen Format – der IDSconnct. „Von Learning-Sessions über Online-Seminare bis hin zu Unternehmens- und Produktpräsentationen“, so textet die IDS, sei für jeden etwas dabei. Auch das bunte Werbevideo der Koelnmesse lässt viel Raum für Erwartungen. Wir bleiben gespannt.
Das neue hybride Konzept der IDS birgt auch ein gewisses Risiko für die Weltleitmesse. Träfe das digitale Messeformat auf zu viel Begeisterung, wäre das Präsenzmessenmodell geschwächt. Unternehmen würden sich ernsthaft überlegen, ob sich der immense logistische, personelle und finanzielle Einsatz überhaupt rechnet, wenn das digitale Format alle Möglichkeiten zur Präsentation, zum Austausch und Geschäftsabschlüsse böte.
Spannend bleibt auch zu sehen, wie sich die Abwesenheit vieler großer Player der Dentalbranche auf deren Geschäftsentwicklung auswirken wird. Verzeichnen sie keine Umsatzeinbußen, werden sie auch überlegen und rechnen, ob ihnen ein weltweites Messeformat wirtschaftlich noch nutzt.
2021 wird im jeden Fall ein Übergangsjahr bleiben. Corona ist nach wie vor eine weltweite Pandemie. Viele Aussteller und Besucher werden sich gegen eine Anreise und einen Besuch von Messehallen zusammen mit einer schwer abzuschätzenden Menge weiterer Menschen entscheiden – trotz umfangreicher Hygienekonzepte.
Die große Düsseldorfer Medizintechnik-Messe Medica vermeldet für 2021 ebenfalls einen Rückgang der Aussteller von 5.450 Ausstellern 2019 auf 2.500 in diesem Jahr. Auch wenn der Rückgang bei der IDS prozentual noch stärker ausfällt, bleibt die Messe doch ein Signal, dass die Dentalbranche trotz Corona innovativ bleibt – in manchen Bereichen wie etwa der Digitalisierung sogar wegen Corona noch innovativer geworden ist.
Ob die IDS „eine entscheidende Rolle für einen erfolgreichen Re-Start des Marktes“ spielen wird, wie es die Veranstalter für sie reklamieren, bleibt abzuwarten. Schaut man sich die Jahresbilanz eines weltweit agierenden Unternehmens wie Straumann an, sieht man sogar einen Anstieg der Bilanzsumme im Jahr 2020 gegenüber 2019. Einen Re-Start braucht dieses Unternehmen offenkundig nicht und ist auch nicht auf der IDS vertreten. Dentsply Sirona geht noch einen Schritt weiter. Das Unternehmen nimmt nicht an der IDS teil und veranstaltet einen eigenen „Dentsply-World“-Kongress parallel zur IDS.
VDDI-Präsident Mark Stephen Pace wird darüber nicht lächeln.
2023 wird das 100-jährige Jubiläum der IDS gefeiert – wohl wieder im Frühjahr. Dann wird sich zeigen, ob die IDS ihren Status als „Weltleitmesse“ halten kann. Oder ob der Herbst der großen Dentalmessen schon begonnen hat.