Frankenbergs Prognose: Das konventionelle "Drill-Fill-Bill" hat ausgedient – ein erfolgreiches Restaurationskonzept, ausgelegt auf stetig steigende Anforderungen, muss auf mehreren festen Säulen stehen. Die wichtigste: die Prävention. "Nur wenn im Rahmen der so genannten 'Maintenance' gute Arbeit geleistet wird, kann ein Füllungskonzept erfolgreich sein – mag es so modern sein wie es will", so der Restaurationsexperte.
Wie das Restaurationskonzept der Zukunft aussieht, welche Rolle die universitäre Ausbildung spielt und wie Restauration in Deutschland im europäischen Vergleich dasteht, beschreibt Prof. Roland Frankenberger im Video vom Deutschen Zahnärztetag 2015.
Während die Restauration lediglich Zahnhartsubstanz ersetze – sowohl kariöse als auch wegpräparierte –, könne die Prävention bereits viel früher ansetzen.
Äußere Faktoren beachten
Ein modernes Konzept muss laut Frankenberger zudem auf gesellschaftliche Entwicklungen, wie den demografischen Wandel, reagieren. Denn die Zahngesundheit hängt auch vom sozialen Hintergrund ab. Die Kinderarmut liegt laut aktueller Studien nicht selten bei 20 Prozent, etwa die Hälfte der heute Geborenen wird 100 Jahre alt. Und den "Best Agern" stehe künftig eine Vielzahl an Heimbewohnern, deren Zähne in einem schlechtem Zustand seien, gegenüber.
Bioaktive Materialien und Biomaterialien
Die Probleme sind vielfältig und lassen sich durch den Einsatz von antibakteriellen und biologisch aktiven Materialien leichter beherrschen, ist Frankenberger überzeugt. So könne man mit Glasionomerzement in der Alterszahnheilkunde einiges erreichen. "Gerade bei den antibakteriellen Materialien ist die Grenze zur Toxikologie immer spannend – wo ist es 'noch antibakteriell beziehungsweise schon giftig'?"
Das für den Experten zweifelsohne gute Restaurationsmaterial Amalgam wird zudem absehbar nicht mehr zur Verfügung stehen. Alternativen müssen her. Das könnten dentale Biomaterialien sein.
Auf Reparatur und vitale Pulpa setzen
Ein weiterer wichtiger Aspekt: die Reparatur. Denn die ist, so Frankenberger, im Rahmen eines minimal-invasiven Füllungskonzepts wichtig. Bei zahnfarbenen Restaurationen biete sich eine Reparatur mit Kompositen an.
Gerade vor dem Hintergrund des "Redentistry-Cycle" eine wichtige Option, möglichst viel Zahnsubstanz bei den Patienten auf Dauer zu erhalten. Oberste Priorität im Rahmen der Kariesexkavation: die Vitalerhaltung der Pulpa. „Die beste Wurzelfüllung ist die vitale Pulpa.“ Dazu gebe es allerdings auch noch viel Forschungsbedarf.
Studenten wichtiger Eckpfeiler
Die universitäre Ausbildung liegt Frankenberger ebenfalls am Herzen. "Die Patientenbehandlung durch unsere Studierenden ist ein Eckpfeiler der Qualität der deutschen Zahnmedizin." Allerdings sei die Kostenexplosion im Rahmen höherer Hygieneanforderungen für viele Universitätszahnkliniken ein nicht zu unterschätzendes Problem. Hier sei zum Wohl des Fachs viel Fingerspitzengefühl gefordert. wys