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Videosprechstunde: Hausbesuch vom Online-Doc

Dr. Michael Weiss aus Essen bietet Videosprechstunden an

Dr. Michael Weiss aus Essen steht technischen Entwicklungen offen gegenüber. Er ist sicher: Videosprechstunden können eine Möglichkeit sein, Seniorenheime bei der Betreuung ihrer pflegebedürftigen Patienten zu unterstützen.

Mediziner setzen verstärkt auf die Möglichkeit der Videosprechstunde. Wie auch Zahnmediziner davon profitieren können, erklärt Dr. Michael Weiss aus Essen im Interview mit Redakteurin Evelyn Stolberg.

Seit wann bieten Sie Videosprechstunden in Ihrer Praxis an? Und welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Dr. Michael Weiss: 2016 haben wir die Patientenvideosprechstunde zum ersten Mal angeboten. Wir waren somit sicherlich eine der ersten Zahnarztpraxen. Schade finde ich, dass gerade im Kollegenkreis viele dieser Möglichkeit skeptisch gegenüberstehen, während sie bei den Medizinern geradezu forciert wird. Das empfinde ich als unklug. Denn ein Urteil, ob sie für unsere Branche praktikabel ist oder nicht, kann ich doch erst fällen, wenn ich es über einen gewissen Zeitraum ausprobiert habe. Momentan bieten wir die Videosprechstunde als zusätzliche Serviceleistung nach größeren Eingriffen oder zur Nachbesprechung von Behandlungsplanungen an. Besonders jüngere, technikaffine Patienten nehmen diese Möglichkeit gerne wahr. Zahlenmäßig, da bin ich ehrlich, ist es aktuell aber noch ein verschwindend geringer Prozentsatz, der sich nur zögerlich entwickelt. Ich glaube aber, dass wir langfristig von der steigenden Akzeptanz der Videosprechstunde bei den Medizinern profitieren werden.

Sie betreuen auch gehörlose Menschen in Ihrer Praxis. Pflegebedürftige Patienten behandeln sie im Seniorenheim. Inwieweit ist die Technik hier von Nutzen?

Weiss: Gehörlose und pflegebedürftige Patienten haben die Videosprechstunde bei uns bislang nicht genutzt. Weit verbreitet bei unseren hörbehinderten Patienten ist jedoch die Kommunikation über Skype und ooVoo. Hier haben wir entsprechende Kanäle für die Terminkoordinierung an unserer Anmeldung eingerichtet, Befundbesprechungen finden darüber allerdings nicht statt. Pflegebedürftige Patienten werden wahrscheinlich nicht in der Lage sein, die Videosprechstunde zu nutzen. Ich sehe aber großes Potenzial, darüber Seniorenheime bei der Betreuung ihrer pflegebedürftigen Patienten zu unterstützen. Die Kommunikation über den Bildschirm könnte ein zeitsparendes Tool für das Pflegepersonal sein, zahnärztliche Fragestellungen leichter an die Praxis zu übermitteln. Dies würde auch unseren Mitarbeitern die logistische Planung für den Zahnarztbesuch im Heim erleichtern, weil das mobile Team sich noch befundbezogener vorbereiten könnte. Unsere Praxis wird bald mit einer Pflegeeinrichtung eine Testphase beginnen.


Warum ist es sinnvoll, als Zahnmediziner Videosprechstunden anzubieten?
Weiss:
Die Mediziner haben verstanden, dass jede technische Unterstützung wichtig ist und getestet werden muss, um die große Herausforderung der zunehmenden Betreuung pflegebedürftiger Patienten personell überhaupt in den Griff zu bekommen. Natürlich sind die Anwendungsbereiche in der Zahnmedizin nicht so augenfällig wie in der Medizin. Trotzdem sollten wir uns dieser technischen Möglichkeit nicht von vornherein verschließen, sondern offen dafür sein, mit ihr zu experimentieren und Erfahrungen zu sammeln. Auch wir Zahnmediziner werden sinnvolle Einsatzgebiete dafür finden.