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Systematik erleichtert Bewertung von Weichgeweben

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Oralmedizin kompakt: Frisches Wissen für Ihre Praxis

Für Ihre Patienten wollen Sie auf dem Laufenden bleiben. Welche Methoden funktionieren – und sind möglichst mit Studien abgesichert? Die Kolumne Oralmedizin kompakt liefert Antworten. Fachjournalist Dr. med. dent. Jan H. Koch sichtet für Sie laufend wissenschaftliche und praxisorientierte Publikationen oder berichtet von Veranstaltungen. Die Beiträge finden Sie online auf unserer Landingpage. Gehen Sie auf Entdeckungsreise!

Falsch bewertete Weichgewebsveränderungen können im ungünstigen Fall das Leben von Patienten gefährden. Nach einer Übersicht in der aktuellen Quintessenz Zahnmedizin sollte die Einordnung auf einem standardisierten Vorgehen basieren [1]: Zuerst wird der Patient nach Beschwerden und allgemeinmedizinischen Erkrankungen befragt. Dies geschieht am besten im Rahmen der sowieso angezeigten Anamnese oder deren Aktualisierung. Die Untersuchung beginnt dann mit einer Inspektion des Gesichts und der perioralen Region mit Lippen und Lippensaum.

Intraoral werden mit zwei Mundspiegeln zuerst die Lippen- und Wangenschleimhaut einschließlich Mundwinkeln, Vestibulum, bukkaler Alveolarschleimhaut und Kieferkamm untersucht. Der harte und weiche Gaumen sollten unter direkter Sicht bei zurück geneigtem Kopf inspiziert werden. Nach Kontrolle des Zungenrückens wird die Zunge mit einem Gazetuch gefasst und die Ränder mit Unterseite und im selben Arbeitsgang der Mundboden mit posterior gelegenem Sulcus glossoalveolaris beurteilt. Abschließend folgen Oropharynx und Tonsillenloge. Dafür wird ein Mundspiegel posterior auf die Zunge gedrückt, alternativ ein Holzspatel – in jedem Fall bei sehr guter Beleuchtung. Die Abfolge wird im Artikel Schritt für Schritt gezeigt – mit wie von der Quintessenz gewohnt sehr guten Fotos [1].

Weiterhin empfehlen die Autoren, Veränderungen jeweils nach ihrer Lokalisation, Form, Farbe, Oberflächenbeschaffenheit und Anordnung zu bewerten. So sprechen Erosionen der keratinisierten Schleimhaut eher für Herpes, an der beweglichen Schleimhaut für Aphthen (Lokalisation). Rundliche Veränderungen deuten zum Beispiel auf Aphthen, gezackte auf Verletzungen, gestielte auf benigne Tumoren (Form). Als Leitsymptome haben sich Volumenveränderungen (Defekt oder Zunahme) und Farbe bewährt. Mit weiteren Merkmalen wie Häufigkeit der Veränderung, Alter und Geschlecht lässt sich die Diagnose eingrenzen. Zur weiteren Diagnostik unklarer Fälle sollten Kollegen ein interdisziplinäres Netzwerk aufbauen, mit dem sie routinemäßig zusammenarbeiten.

Weitere Beiträge

Buchempfehlung: Straßburg/Knolle. Farbatlas und Lehrbuch der Mundschleimhauterkrankungen. 3. Auflage Quintessenz 1991, Sonderauflage bei Rothacker 2019 (aktuell für 99,90 €). OralMedizin kompakt: Inspektion der Mundschleimhaut ist auch bei HPV-Testung Pflicht (dzw Nr. 43/2017, S. 10–11)

Literatur

[1] Bornstein M M, et al.; Quintessenz Zahnmedizin 2020. 71(3):310-318.


Hinweis

Beiträge in der Rubrik Oralmedizin kompakt können in keinem Fall die klinische Einschätzung des Lesers ersetzen. Sie sind keine Behandlungsempfehlung, sondern sollen – auf der Basis aktueller Literatur – die eigenverantwortliche Entscheidungsfindung unterstützen.