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Was für ein Jahr! – schon wieder …

Von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Was für ein Jahr? Das fragt man sich tatsächlich, wenn man auf 2021 zurückblickt: Wir befinden uns im Jahr 2 der Corona-Pandemie, die aufgrund einer wieder einmal neuen Mutation – der Omikron-Variante – nach wie vor die Welt in Atem hält. An dieser Stelle habe ich vor genau einem
Jahr noch die Hoffnung geäußert, mit der Aussicht auf wirksame Impfstoffe und dem landesweiten Ausbau von Impfzentren für die größte je dagewesene Impfkampagne würde sich 2021 „Licht am Ende des Tunnels erahnen lassen“.
Leider mehr oder weniger weit gefehlt, zumindest in einzelnen Aspekten. Denn wir haben Corona noch nicht hinter uns lassen können (und werden es vielleicht auch niemals können, dafür aber lernen, damit umzugehen). Zwar sind Impfstoffe von gleich mehreren Herstellern mit erstaunlicher und so kaum vorhersagbarer Geschwindigkeit entwickelt worden, zwar wurden Impfzentren aus dem Boden gestampft, aber letztlich haben wir 2021 doch keine echte Entspannung erleben dürfen – auch wenn in diesem Jahr keine Praxis coronabedingt geschlossen bleiben musste.

Von Alpha über Delta bis zu Omikron

Die Virusvariante Alpha wurde im Juli von der „besorgniserregenden“ Delta-Variante abgelöst, diese dominierte das Infektionsgeschehen in der zweiten Jahreshälfte. Aktuell blickt die Weltgemeinschaft nervös auf die Omikron-Variante, von der erwartet wird, dass diese in Kürze Delta ablösen wird, vermutlich in der Zeit um Weihnachten – das nächste Schreckensbild in Form der fünften Welle. Impfstoffe sind vorhanden, aber auch hier musste nachgebessert werden. Zu schnell verloren die Impfstoffe selbst nach zweimaliger Impfung an Wirkung, eine dritte Impfung, umgangssprachlich als „Boostern“ bezeichnet, wurde empfohlen und wird zurzeit mit Hochdruck umgesetzt. Gleichzeitig beobachten wir immer noch zu viele Nichtgeimpfte, nicht alle davon sind Impfverweigerer. Aber die Zahl derjenigen ohne Schutzimpfung ist anscheinend noch zu groß, um auch nur in die Nähe der beschworenen Herdenimmunität zu gelangen. Unter der neuen Bundesregierung ist die Einführung einer allgemeinen Impflicht, die lange vehement abgelehnt wurde, offenbar kein absolutes Tabu mehr. Für Zahnarztpraxen ist die berufsbezogene Impfpflicht schon Realität: Bereits ab dem Mitte März 2022 müssen alle, die in einer Zahnarztpraxis arbeiten, geimpft sein.
Apropos neue Bundesregierung: Lange haben die Vertreter der Ampel gebraucht, um sich überhaupt auf eine Zusammenarbeit zu verständigen, gefühlt ewig brauchte es dann, bis endlich das Personaltableau stand – mit mindestens einer großen Überraschung: Obwohl es eher nicht danach aussah beziehungsweise nicht wie andere Personalien eindeutig kommuniziert wurde, ist am Ende doch Karl Lauterbach neuer Bundesgesundheitsminister geworden.
Fürs Erste wird er mit der Bewältigung der Pandemie beschäftigt sein, aber was kommt dann, ein weiterer Gewaltmarsch in Richtung TI? Man darf gespannt sein, welchen Weg er einschlagen wird, ob künftig mehr auf die Vermittlung des Nutzens zur Motivation statt auf Sanktionen gesetzt werden wird.

Lichtblicke in eher trüben Zeiten

Es gab in diesem Jahr auch einige große Würfe im Sinne der Zahnärzteschaft. So konnte sich die KZBV im März mit dem GKV-Spitzenverband auf 275 Millionen Euro Pandemiezuschlag einigen, gedacht als pauschale Abgeltung für besondere Aufwände der Vertragszahnärzte im Zusammenhang mit der Behandlung von GKV-Versicherten während der Corona-Pandemie.
Ein weiteres Highlight ist die neue PAR-Richtlinie, für die die KZBV im Schulterschluss mit BZÄK und DGZMK über Jahre hinweg hartnäckig gekämpft hat, und die nun auf den Weg gebracht wurde. Zu Recht sprach Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender der KZBV, von einem „versorgungspolitischen Meilenstein“. In dieselbe Kategorie fällt auch das Thema Schlafmedizin mit der Unterkieferprotrusionsschiene, die ab 1. Januar 2022 Kassenleistung sein wird – wenn auch mit der Einschränkung „Zweitlinientherapie“ und ausschließlich auf Grundlage einer ärztlichen Indikationsstellung und Überweisung.

Außerdem hat die Bundeszahnärztekammer ein neues Präsidium gewählt. Auf die Pragmatiker Prof. Dr. Christoph Benz und seine Präsidiumskollegen Dr. Romy Ermler und Konstantin von Laffert warten zahlreiche Herausforderungen: Großbaustellen sind die Themen Fremdkapital und i-MVZ vor dem Hintergrund eines als Korrektiv unzureichenden TSVG, das zunehmende Eindringen von Investoren in den Bereich Aligner-Therapie, der sich weiter verschärfende Fachkräftemangel, die Ermutigung junger Kolleginnen und Kollegen, den Schritt in die eigene Niederlassung zu wagen, und schließlich das Dauerthema GOZ …
In den Herbst fiel in diesem Jahr auch die Leitmesse der Branche, die IDS in Köln. Corona-bedingt verschoben fand sie im September statt. Stark verkleinert zwar, mit strengen Hygieneauflagen und deutlich weniger Besuchern und Ausstellern, als Signal für einen Branchen-Restart aber trotzdem wichtig. Sicher gab und gibt es noch viele weitere Details, Entwicklungen, Sorgenfalten bei den zahnärztlichen Körperschaften, aber eben auch positive Nachrichten, die hier kaum alle erschöpfend aufgelistet werden können.

Was bringt das neue Jahr 2022?

Ein Blick zurück ist die eine Sache, der Blick nach vorne eine andere. Spannend zu lesen ist für den Blick ins kommende Jahr die Analyse des Koalitionsvertrags, in der die KZBV sehr sorgfältiges Augenmerk auf angekündigte Regierungsvorhaben, aber auch auf gerade mal erwähnte oder gar komplett ausgeblendete Themen legt. Daraus werden sich 2022 weitere Themenfelder ergeben, die es im Sinne der Zahnärzteschaft mit Bedacht zu gestalten gilt.
Bleibt noch eins am Ende des Jahres 2021: Ihnen, liebe Leserinnen und Leser der dzw, ein entspanntes Weihnachtsfest und einen bestmöglichen Start ins neue Jahr zu wünschen – hoffentlich mit überwiegend guten Nachrichten.

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